Europäischer Protesttag
zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung
Der Landesverband Bayern der Gehörlosen e.V., die Evangelisch-lutherische Gehörlosenseelsorge in Bayern (EGG), das Netzwerk Hörbehinderung Bayern (NHB) und Regens Wagner Zell rufen mit einer Demonstration am Montag, den 6. Mai 2024 in Nürnberg dazu auf, sich für Selbstbestimmung, Barrierefreiheit und eine inklusive Gesellschaft stark zu machen.
Am 5. Mai finden seit mehr als drei Jahrzehnten bundesweit Aktionen anlässlich des Europäischen Protesttages zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung statt.
Inklusion ist ein Menschenrecht, wie es in der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) vor nunmehr 15 Jahren verankert wurde. Der Stand der Umsetzung wurde kürzlich erneut überprüft. Das Ergebnis: Deutschland macht in einigen Bereichen weniger Fortschritte bei der Umsetzung von Inklusion als andere Länder im Durchschnitt.
Zum Protesttag fordern Verbände, Organisationen und Aktivist*innen daher umfassende Barrierefreiheit, Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderung sowie ihre Beteiligung an allen Entscheidungen, die das eigene Leben betreffen. Unter dem Motto „Viel vor für Inklusion! Selbstbestimmt Leben – ohne Barrieren“ laden sie bundesweit zu Aktionen ein, die dazu aufrufen, die UN-BRK endlich besser umzusetzen. Der Protesttag ist ein Appell an alle Bürger*innen, aktiv zu werden und Menschen mit Behinderung dabei zu unterstützen, sich für ihre Rechte stark zu machen.
Um auf die Probleme und Hindernisse bei Beratungs- und Pflegeleistungen für Seniorinnen und Senioren mit Hörbehinderung hinzuweisen haben der Landesverband Bayern der Gehörlosen e.V., die Evangelisch-lutherische Gehörlosenseelsorge der EGG Nürnberg, das Netzwerk Hörbehinderung Bayern (NHB), der Gehörlosenverein Nürnberg und Regens Wagner Zell am Montag, 6. Mai zu einer Protestaktion eingeladen.
„Mit unserer Aktion wollen wir die breite Öffentlichkeit für dieses wichtige Thema sensibilisieren und uns für eine barrierefreie und inklusive Zukunft in Bayern einsetzen“, sagt Marcus Willam (stellv. Vorsitzender des Landesverbands Bayern der Gehörlosen). Vom „Schönen Brunnen“ aus zogen ca. 120 Teilnehmer*innen zum Rathaus, wo Bettina Zauhar im Auftrag des Oberbürgermeisters Marcus König versicherte, dass sich die politisch Verantwortlichen der Stadt Nürnberg für die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen einsetzen.
Im Anschluss zog der Protestzug zum Staatsministerium für Gesundheit und Pflege am Gewerbemuseumsplatz und übergaben Dr. Christine Schwendner, Leitung des Referats „Demenzstrategie, Beratung in der Pflege und Angebote zur Unterstützung im Alter“ ein 7 Punkte umfassendes Forderungspapier. Sowohl Dr. Christine Schwender als auch Wolfgang Joa, Projektleitung der Fachstelle für Demenz und Pflege in Bayern, zeigen großes Verständnis für die Forderungen und laden Vertreter der Organisationen im Nachgang zu einem Runden Tisch ein, um gemeinsam an Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten.
In der Beratung und in der Pflege stellt vor allem die mangelnde Kommunikation zwischen den hörbehinderten Senior*innen und den hörenden Pflegefachkräften das größte Hindernis dar. Daher fordern die Betroffenen spezielle Beratungsstellen und Senioreneinrichtungen, die sich auf die Bedürfnisse der Senior*innen mit Hörbehinderung einstellen, die Gebärdensprache beherrschen, geschulte Mitarbeitenden, die Erfahrung im Kontakt mit Menschen mit Hörbehinderung haben und über Fachwissen in der Handhabung der Hilfsmittel wie Hörtechnik oder Lichtsignaltechnik verfügen.
Die Demonstration bildet den Abschluss der „Woche der Kommunikation“, die das Netzwerk Hörbehinderung Bayern 2014 ins Leben gerufen hat. Die Auftaktveranstaltung, die am Montag, 29. April 2024 in den Räumlichkeiten von Regens Wagner Zell in Nürnberg Eibach durchgeführt worden ist, stand ebenfalls unter dem Motto „Taube und schwerhörige Senioren – Herausforderungen im Alter“. Zu dieser Veranstaltung, zu der ebenfalls die evang. Gehörlosenseelsorge, das NHB und Regens Wagner Zell eingeladen haben, sind neben vielen Vertretung aus der Politik, der Selbsthilfe und Trägern von Beratungsstellen und Senioreneinrichtungen auch Holger Kiesel, Beauftragter der Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung, und Dr. Thomas Zöller, Patienten- und Pflegebeauftragter der bayerischen Staatsregierung gekommen. Beide waren neben den Fachvorträgen vor allem von den Schilderungen von Senior*Innen betroffen, die die Hindernisse im Beratungsdschungel eindrucksvoll schilderten. Am Ende der Veranstaltung versicherten Beide, dass sie die spezielle Situation von Senior*innen mit Hörbehinderung nachvollziehen können und dies auch bei den entsprechenden Stellen einbringen werden.