Was bleibt … oder die Geschichte eines Rattenfängers
Die Sage des Rattenfängers von Hameln erzählt, dass ein wunderlicher Mann den Bürgern der Stadt Hameln versprach, für 10.000 Gulden die Stadt von den unzähligen Ratten zu befreien. Die Rattenplage war so groß, dass die Bürger das Angebot erleichtert annahmen. Da zog der Rattenfänger seine Pfeife heraus und pfiff eine Melodie. Sofort kamen die Ratten von überallher herausgekrochen und sammelten sich um ihn herum. Er führte sie aus der Stadt hinaus in den Fluss hinein, so dass alle ertranken. Als die Bürger sich von ihrer Plage befreit sahen, bereuten sie ihr Versprechen und verweigerten dem Mann seinen Lohn, so dass er zornig und verbittert über den Egoismus der Menschen wegging.
Er kehrte jedoch zurück und ließ seine Flöte abermals in den Gassen ertönen. Alsbald kamen diesmal nicht Ratten, sondern Kinder in großer Anzahl gelaufen. Diese führte er, immer spielend, zum Stadttor hinaus in einen Berg, wo er mit ihnen verschwand. Nur zwei Kinder kehrten zurück, weil sie sich verspätet hatten; von ihnen war aber das eine blind, so dass es den Ort nicht zeigen konnte, das andere stumm, so dass es nicht erzählen konnte. Es waren 130 Kinder verschwunden. Man hat sie nie mehr gesehen.
Diese Sage bildete die Grundlage für die Community Oper, an der professionelle Sänger und Orchestermusiker, Chormitglieder aus verschiedenen Nürnberger Chören, 2 Grundschulklassen, eine Realschulklasse und Menschen von Regens Wagner Zell mitwirkten. Im Herbst fand bereits das erste Treffen in Zell statt mit dem Ziel, einige der Solisten kennen zu lernen und erste Schauspielversuche zu wagen. Im Mai begannen die Proben.
Die Regisseurin hat mit den Teilnehmern die zeitlose Aktualität und aktuelle Fragestellungen, die diese Sage aufwirft, erörtert
Wer kann zur Ratte werden, die niemand leiden kann, die unerwünscht ist, die vertrieben werden soll?
Welche Rattenfänger gab es in der Geschichte und gibt es heute?
Wo liegt unsere Verantwortung als Person und als Gesellschaft?
Wofür müssen wir geradestehen?
Die Oper als Kunstform haben die Menschen bei RW Zell bisher noch nicht in einem aktiven Prozess kennen lernen können. Umso schöner war es, dass eine Gruppe aus Schülern, Beschäftigten der Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Nürnberg und Senioren aus der TENE die Möglichkeit bekamen, die Entstehung dieser Aufführung für eine große Bühne mit mehr als einhundert Mitwirkenden mitzuerleben.
Für gehörlose Zuschauer wurden weite Teile der Text gedolmetscht und die Solisten haben nicht nur gesungen, sondern die Musik auch in gebärdenpoetischer Weise dargestellt.